Kron' und Zepter, 1795. - Matthias Claudius
Die sind keine Menschen-Habe,
Wie die Rede geht,
Sind ursprünglich Himmels-Gabe,
Heiliges Gerät,
Damit Gott den König zieren,
Und fein sanft und still,
Durch ihn, seine Welt berühren
Und sie segnen will.
Jeder König sei des hehren,
Großen Rufes wert! —
Doch denn muß er nichts begehren,
Was ein Mensch begehrt;
Muß nicht seine Wege wandeln,
Alles Eignen rein
Nur vor Gott und mit Gott handeln,
Sonst ist er nicht Sein;
Muß, wie Gott, zu allen Zeiten
Nur barmherzig sein.
Und nur Licht und Recht ausbreiten;
Sonst ist er nicht Sein;
Und durch jede seiner Taten,
Wo er deß vergißt,
Hat er Gott den Herrn verraten.
Dessen Bild er ist;
Und der Königliche Segen,
Licht und Kraft und Glück,
Kehrt zu dem, von dessentwegen
Er sein war, zurück;
Kehrt zurück — der Geist entflieget,
Weil ihm Leid geschah,
Und die große Leiche lieget
Zur Verwesung da.
Menschen Will' und Werk vergehet,
Wie die Wahrheit spricht;
Was, mit Gott gereinigt, stehet,
Das vergehet nicht;
Kann nicht überwunden werden,
Und muß ewig stehn
Wie im Himmel so auf Erden;
Und die Welt wird sehn:
Daß nicht Dünkel glücklich mache,
Gottesfurcht und Scheu
Ewiglich die große Sache
Aller Menschen sei.