An Madame Froriep
als Sie
von einer schweren Krankheit genesen
Sophie Albrecht

Im Februar 1781

Eile junger Frühling nieder,
Schmücke Wald und Hayn,
Färbe Ros' und Veilgen wieder:
Meine Freundin lebt!

Rauscht ihr sanften Bache wieder,
Schimmre Sternen Nacht.
Tönet, Nachtigallen Lieder,
Meine Freundin lebt.

Ach, des Grabes Dämmrung bleichte
Schon ihr hold Gesicht,
Und des Todes Göttin reichte
Ihr die schwarze Hand.

Da ging sie - so still gelassen,
Wie die Tugend geht,
Lächelnd ihre Hand zu fassen,
Wie der Freundin Hand.

Ach da zitterte ihr Leben
Wie die Lampe stirbt,
Und ich sah mit bangem Beben
Ihren Schritten nach.

Doch da sah des Todes Meister
Ihren stillen Blick,
Schnell winkt er des Grabes Geister
In der Orkus Nacht.

Und er rief von Sternen Thronen
Der Gesundheit zu:
Ihre Duldung zu belohnen
Führe sie zurück.

Engeln - da, sie zu empfangen
Trübte sich der Blick
Schlichen Tränen von den Wangen
Als sie wieder ging.

Aber diese Kummer Erde
Ward des Jubels voll,
Da die Holde wiederkehrte
Ihren Tälern zu.

Sei das schönste aller Feste
Mir, du heil'ger Tag.
Ach! sie lebt, der Weiber Beste,
Henriette lebt.