Über den Bord - Bettina von Arnim

Über den Bord
Die Schulter gelehnt,
Streifend die Wasser
Mit hängender Locke,
Möcht ich auf schlankem
Kahne gezogen
Über die Wogen
Schwellen und schwanken,
Über der Wellen
Schwanken und Schwellen; -
Und mit dem Arme
Fühlen die warme
Welle im Spielen
Lockend mich kühlen;
Und so des blauen
Himmels unendliche,
Sehnende, dehnende
Weite, durchschauen;
Trinken die segelnden
Lüfte mit atmender
Schwellender Brust. - -
Wenn sich die Schatten
Funkelnder dunkeln,
Auf den erwallenden
Flutenden Matten
Möchte ich schaukeln,
Wogen und wägen
In Sturmes Bewegen;
Wenn aus der Tiefe
Tiefer sich regen,
Höher die Wellen
Schäumender schwellen,
Breiter im Bogen
Rollen die Wogen,
Unter des Schiffchens
Seite sich wühlen,
Daß die gehobenen
Rippen lebendig sie
Unter sich fühlen,
Drangvoll bestürmen
Die zitternden Planken,
Daß sie im schlanken
Sprunge sich wilder
Himmelan bäumet! -
Donnerumschäumet
Auf Wogengebirgen
Kräuslender Zinken
Zum Himmel getragen,
Möcht ich mit hoher
Stirne die wehenden
Wolken anschlagen;
Zwischen der Wogen
Zornigem Grauen,
Zwischen der Wolken
Zottigen Brauen,
Unter der Donner
Flüchtigem Rollen,
Grunzendem Grollen,
Schwanken und schweben,
Sinken und heben, -
Über den Bord
Die Schulter gelehnt,
Streifen die Wasser
Mit hängender Locke,
Atmen die zuckenden
Blitze in seliger
Schwellender Lust.