Bei Henriettens Grabe - Friederike Brun
Schlummre sanft im Schoß der Erde,
Holdes Mädchen! warm geliebt;
Deine schöne Seele werde
Nicht durch unsern Gram betrübt!
Losgewunden von dem Staube
Fleug' mit schnellem Flug hinauf –
Und des Himmels schönste Laube
Nehm', Entschleierte! dich auf.
Nur dein lieblich Bild begleite
Jedes Mädchen, sanft und gut;
Unschuld war dein hehr Geleite,
Und der Tugend ernster Mut.
Ausgelöscht und eingesunken
Ist dies Aug' und dieser Blick!
Neugeboren, wonnetrunken,
Schaust du nun nicht mehr zurück!
Nein! empor, empor zu schweben,
Tief ins Heiligtum hinein,
Strebt dein Geist; dein neues Leben
Strahlt von Kraft und ew'gem Sein.
Ruhe denn im Schoß der Erde,
Zarte Hülle! leicht zerstört;
Und der Freundschaft Sehnsucht werde
In der Hoffnung Strahl verklärt.