Der Alpenmorgen - Friederike Brun

Ahndungsvoll,
Wem der Himmelsborn quoll,
Über Alpen dahin
Schwebt sein geistiger Sinn!

Himmelan
Geht die leuchtende Bahn!
Über Alpen hinweg
Geht der wolkige Steg!

Tief hinab,
Mutter Erd' in dein Grab,
Sieht der trunkene Blick
Auf den Staub schon zurück!

Berg der Macht,
Erstgeborner der Nacht,
In die Lüfte getürmt
Und vom Panzer umschirmt!

Hoher Staub‚
Bist du Zeiten zum Raub!
Wenn das Eis dich auch deckt,
Ist dein Ziel doch gesteckt!

Unbegrenzt,
Für die Ewigkeit glänzt,
Kühner Geist, deine Bahn
Zu der Urkraft hinan!

Morgenrot,
O du Bote von Gott!
Deinem Fittig entschwebt
Dieser Strahl der mich hebt!

Silberglanz,
Um der Alpenwelt Kranz!
Deine Wonne versinkt
Dem, der Ätherlicht trinkt,

Klagen schweigt!
Jeder Nebel entfleucht,
Dem der voll Kraft
sich Unendlichkeit schafft!