Der bessere Lethe - Friederike Brun

Leis' umschweben,
Hell umbeben,
Uns des Abends Rosengluten;
Still entwanken
Die Gedanken
Diesen leichtgefurchten Fluten!

Grüne Hügel
Steh'n im Spiegel
Des Gewässers eingetauchet;
Dunkle Haine
Sind vom Scheine
Goldner Wolken angehauchet.

Kleiner Nachen,
Hilf die wachen
Träume unsrer Seelen bilden!
Schon entschweben
Wir dem Leben
Zu elysischen Gefilden!

Auf den Lethe
Blickt die Röte
Keines Sommerabends nieder!
Uns entquelle
Deiner Welle,
Der Erinnrung Schwangefieder!

Nicht vergessen,
Nur ermessen,
Wollen wir der Vorzeit Stunden!
Auf! Und Kränze
Aus dem Lenze
Froher Jugend still gewunden!

Auch nicht Schmerzen
Zarter Herzen
Werden in die Flut gesenket.
Sanft erfrische
Das Gemische,
Träne, die des Freund's gedenket!

Tief hinunter
Sink', o bunter
Tand des öden Weltgewühles!
Sorg' und Kummer
Wieg' in Schlummer,
Das Geträum' des Kinderspieles!

So entschweben
Wir dem Leben
Hin in des Vergangnen Haine.
Nichts verloren!
Neugeboren
Steigt der Tag aus Dämmrungsscheine.