Sehnenswonne - Helmina von Chézy

O, wer noch nie gewußt,
Wie süß ist einsam Sehnen,
Der suche Sehnens Lust
In ewig schönen Tränen.

Die grüne Einsamkeit,
Wo Nachtigallen hauchen,
Muß jedes Herzeleid
In ihre Wonnen tauchen.

Komm in die grüne Nacht,
Komm, Engel sanfter Schmerzen,
Und steig' in deiner Pracht
Hinab in wunde Herzen.

Bist Sehnsucht du genannt
In deiner Duftumhüllung,
So bist du mir bekannt,
Du Engel, als Erfüllung.

Treu', Sehnen, Einsamkeit,
Drei Himmel sind's auf Erden,
Liebst, einsam Herz, dein Leid,
Wird Leid dir Wonne werden!