Der öde Garten - Karl von Gerok

Einsamer Garten,
Öde und leer,
Grämt dich das Warten?
Kommt sie nicht mehr?
Stehst so verstummet,
Sonneverbrannt,
Bienchen nur summet
Müde durchs Land.

Blühet ein anderer
Garten so fern,
Aber der Wanderer
Sieht ihn nicht gern,
Dorten gar stille
Ging sie zur Ruh,
Blumen die Fülle
Decken sie zu.

Rosen und Nelken,
Die sie gehegt,
Müsset nun welken,
Niemand euch pflegt!
Nimmer ach! pflückt sie
Röselein rot,
Rose, geknickt sie
Selber vom Tod!

Bläulich gesandelt,
Schattiger Gang!,
Wo sie gewandelt
Oft mit Gesang,
Magst dich begrasen
Traurig mit Grün,
Über den Rasen
Lüfte nur ziehn

Wehende Ranken,
Geisblattgeäst,
Süßer Gedanken
Trauliches Nest.
Schattige Laube,
Sinke nur ein,
Ach! meine Taube
Denkt nicht mehr dein!

Ragende Tannen,
Ihr dort am Zaun,
Wollt ihr von dannen
Aus nach ihr schaun?
Beben die düstern
Zweige, als rühr'
Sanft sie ein Flüstern
Geistweis von ihr!

Einsamer Garten,
Öde und leer,
Grämt dich das Warten?
Kommt sie nicht mehr?
Stehst so verstummet,
Sonneverbrannt,
Bienchen nur summet
Müde durchs Land.