Der sterbende Baier - Katharina Koch
in Griechenland
Seht ihr dort wo die Sonne
So freundlich niedersinkt,
Wo aus der Abends Kühle
Natur die Labung trinkt;
Dort hinter Wolkenbergen
Zeigt sich ein blauer Rand,
O Gott, so fern, so ferne,
Dort liegt mein Vaterland!
Dort ziehn sie hin die Brüder
Mit lautem Jubelschall,
Indes ich hier verschmachte
Im Fremden-Krankensaal.
Mein Baiern nimmer sehen,
Nicht mehr mein Vaterhaus,
Hier sterben soll ich, - sterben!
O Gott, wie denk ich's aus!
Wer wird mir Labung reichen
In meiner letzten Stund'?
Werd' ich den Trost verstehen
Aus eines Popen Mund?
Wer wird mit heißem Flehen
An meinem Lager steh'n,
Wenn Sinnen und Gedanken
Und Sprache mir vergeh'n?
O Gott, erbarm dich meiner,
Erbarm dich über mich!
Ich hab im fremden Lande
Sonst keinen Trost als Dich.
O Vater, nimm in Gnaden,
Nimm meinen Geist zu Dir,
Gib, daß sich Hellas Erde
Leicht wölbe über mir!
Wie wird mir? Es wird dunkel,
O Wärter, tritt zurück
Und gönne durch das Fenster
Zum Himmel mir den Blick.
Blau ist er, - Baierns Farbe,
Ich muß sie nochmals seh'n!
Blau ist er, ja, zum Himmel,
Zur Heimat werd' ich geh'n!
