Meiner jungen Freundin bei schwerer Krankheit - Henriette Köhler
Was dich, du Arme, quäle,
O traure nicht zu sehr.
Bald lächelt deine Seele,
Wenn auch dein Aug' nicht mehr.
Gott trocknet deine Tränen,
Drückt sanft dein Auge zu
Und schickt nach heißem Sehnen
Dir süße, seel'ge Ruh.
Bald geht der Kampf zu Ende,
Du littest ja so viel,
Doch stecken Gottes Hände
Den Schmerzen auch ihr Ziel.
Du willst so gern gesunden,
Durchweintest manche Nacht,
Bald hast du überwunden,
Und sprichst: Es ist vollbracht!
Die Hütte wird zerbrochen,
Doch zage nicht, vertrau',
Hat Gott uns doch versprochen
Dann einen neuen Bau.
Es muß die Form zerfallen,
Wird der Vernichtung Raub,
Was soll in jenen Hallen,
Uns auch ein Kleid von Staub?
Die Rose muß verblühen,
Sie ward im Sturm so bleich;
Mögst du, Geliebte, ziehen
Denn in des Vaters Reich!
Es wird die Liebe weinen,
Doch stirbt sie nicht im Tod.
Sie lebt, sie wird vereinen,
Uns alle einst bei Gott.
