Lob der Tätigkeit - August Friedrich Langbein

Soll der Mensch sein Leben lang
Still, wie Pflanzen, blühen?
Oder soll ihm Tatendrang
In dem Busen glühen?

Die Verschwender ihrer Zeit
Mögen dies verneinen;
Ihnen mag die Tätigkeit
Eine Marter scheinen:

Aber Wonnegeberin
Ist sie wackern Leuten,
Die sich nicht auf Polster hin
Ganze Tage breiten.

Glücklich, wer, von dieser Fee
Immer hold umschwebet,
Munter, wie der Fisch im See,
In Geschäften lebet!

Krönt den Berg das Morgenrot
Mit dem Purpurkranze,
Dünkt ihm seiner Pflicht Gebot,
Wie ein Ruf zum Tanze.

Banges Drücken einer Tat
Macht sein Herz nicht enger;
Denn des Lasters Spiegelpfad
Lockt nur Müßiggänger.

Lange Weile, die so leicht
In Gesellschaftszimmer
Und zu Larventänzen schleicht,
Überfällt ihn nimmer.

Arbeit würzt sein täglich Brot,
Und in seinen Bohnen,
Lauschen Krankheit nicht und Tod,
Die in Torten wohnen.

Statt, daß sich der Trägheit Sklav
Läßt von Karten plündern,
Nährt des Fleißes Sohn sich brav
Mit Gemahl und Kindern.

Sehet, wie sein Hausstand blüht!
Er kann notfrei leben,
Und mit fröhlichem Gemüt
Auch der Armut geben.

Schwinden einst im Alter hin
Arbeitslust und Stärke,
So erquickt ihn der Gewinn
Seiner Jugendwerke.

Ihn umschirmt sein Tatenchor
In dem Todesstreite,
Und gibt ihm ans Himmelstor
Tröstend das Geleite. -

Baum der Tätigkeit, so lacht
Deine Goldfrucht allen,
Die der Trägheit öden Nacht
Hin zu dir entwallen.