Frühlingsbilder - Friedrich von Matthisson

Mit grausem Getümmel
Verschwunden vom Himmel
Sind Wolken voll Nacht;
Den Seen und den Flüssen
In strömenden Güssen
Zum Opfer gebracht!

O Jubel! o Wonne!
Nun kehren der Sonne
Verherrlichtem Blick
Erwachen und Leben,
Verjüngen und Streben
Und Liebe zurück!

Nun keimen und sprossen,
Von Glanz übergossen,
Die Blätter hervor;
Nun rauschen der Quellen
Entwinterte Wellen
Durch wankendes Rohr.

O seht nur, wie Flore
Dem summenden Chore
Der Bienen schon winkt!
O seht nur, aus welchen
Berauschenden Kelchen
Der Schmetterling trinkt!

Die Freude flog wieder
Auf buntem Gefieder
Den Sterblichen zu;
Ihr himmlisches Walten
Verwischte die Falten
Der Stirnen im Nu!

Vom einsamen Rädchen
Entführt sie die Mädchen
Des Dorfes zum Hain,
Und wirbelt in grünen
Gebüschen mit ihnen
Den ländlichen Reihn!

Begeistert den Zecher,
Beim funkelnden Becher,
Zu Liedern und Scherz;
Haucht Liebe den Blöden,
Haucht Liebe den Spröden
Allmächtig ins Herz!

Da taumeln die Stunden,
Mit Rosen umwunden,
Bacchantisch vorbei!
Und Jubel ertönen:
Es leben die Schönen!
Es lebe der Mai!