Aufmunterung im Frühling - Christian Ludwig Neuffer

Endlich sind die Winterstürme
Von Gebirg und Tal entfloh'n;
In des Lenzes mildem Schirme
Blühen Florens Kinder schon.
Als er allbefruchtend nieder
Zur verlobten Erde fuhr,
Bracht' er neues Leben wieder
In die Pulse der Natur.

Rings entsprossen Blumenmatten,
Zwischen Veilchen rinnt der Bach;
Amor folgt in dunkeln Schatten
Jünglingen und Mädchen nach.
Phöbus flicht, vom West umblasen,
Um sein Haupt den Lorbeerkranz,
Und gesellt auf jungen Rasen
Mit den Musen sich zum Tanz.

Sieh, wie ringsumher zur Freude
Tröstend die Natur dich ruft,
Dort die Waldung, hier die Heide,
Und die warme heitre Luft.
Hemme nun die langen Klagen,
Dulde, was das Schicksal fügt.
Leichter läßt die Last sich tragen,
Wenn das starre Herz sich schmiegt.

Kein Verhängnis kannst du hindern,
Das der Götter Rat beschloß,
Doch mit weiser Seele lindern
Wirst du auch das schlimmste Los.
Geh mit deinem kranken Herzen
Endlich aus dir selbst heraus;
Komm, und blute deine Schmerzen
Der Natur am Busen aus.