Auf der Phillis Eifersucht - Benjamin Neukirch

Zürne nicht, betrübtes Herze!
Denn die lebensvolle Kerze
Meiner Liebe brennet noch.
Phillis mag die Hoffnung haben;
Dein Verstand und deine Gaben
Bleiben doch mein süßes Joch.

Ist es möglich, daß du weinest?
Ist es möglich, daß du meinest,
Daß ich dich verlassen kann?
Ei so schaue doch von fernen,
Auch einmal bei andern Sternen
Dich, o Sonne! selber an.

Dein erhabnes Angesichte
Machet allen Glanz zu nichte,
Der die blinde Welt betört.
Phillis selbst muß sich betrüben,
Sich in deinen Mund verlieben,
Wenn sie deine Lieder hört.

Alle junge Schäferinnen,
Fliehen mit Geduld von hinnen,
Wenn sie dich, o Wunder! sehn.
Zephyr steigt aus seinen Höhlen
Deine Brüste zu beseelen,
Und von neuem aufzuwehn.

Venus wird von Zorn entzündet;
Weil sie alles an dir findet,
Was ihr nur allein gebührt:
Wie sollt ich denn, schönste Nymphe,
Dir zu Trotz, und mir zum Schimpfe
Hassen, was die Götter rührt?

Denke selbst, ich bin getrieben.
Ich will, soll und muß dich lieben.
Nichts reißt meinen Vorsatz ein.
Denn was du einmal geboren,
Muß, geht alles gleich verloren,
Dennoch unvergänglich sein.