Die Taufe des Weins - Hermann Oelschläger

Spät noch im Oktober brausen
Wetter dumpf und schwer heran,
Blitz und Donnerschläge sausen
Ihre ungemess'ne Bahn.

Alles fiel dem Herbst zum Raube,
Goldne Garben bracht' man ein,
Aus dem Berge nur die Traube
Glüht im letzten Sonnenschein.

Durch die Lüfte jagen Blitze,
Auf flammt es mit Einemmal,
In des Berges höchste Spitze
Fuhr des Blitzes jäher Strahl.

Und es sind in lichte Flammen
Erd' und Himmel wie getaucht,
Donner hallen rings zusammen
Und des Berges Spitze raucht.

Regengüsse stürzen nieder —
Und die Luft wird blau und rein,
Aus dem Berg die Traube wieder
Glüht im letzten Sonnenschein.

Und es strömet durch die Reben
Wunderbar erneut der Saft,
Feuer hat der Blitz gegeben
Und der Donner gab die Kraft.

In der Berge duft'gen Segen
Zieh'n die Winzer jubelnd ein,
Unter Blitz und Donnerschlägen
Ward getauft der junge Wein.