Im Lenze - Hermann Oelschläger

Bring mit deinem Himmelsglanze,
Frühling, dieses Herz zur Ruh ,
Wirf von deinem Blütenkranze
Mir nur eine Blüte zu.

Unerschöpflich im Verschwenden
Über Garten, Feld und Haus
Streuest du mit reichen Händen
Deine reichen Gaben aus.

Wollustvoll durchbebet wieder
Junges Leben Feld und Au,
Zu den Rosen streben nieder
Sterne aus dem feuchten Blau.

Zauberische Düfte wallen
Aus der Lüfte Meer dahin
Und das Lied der Nachtigallen
Tönt berauschend Herz und Sinn.

Alles dränget wild entgegen,
Frühling, deinem heißen Kuß —
Soll ich darben rings im Segen?
Soll ich dürsten im Genuß?

Laß mich einmal nur vergessen,
Daß ich reich wie nie zuvor
Namenloses Glück besessen,
Daß ich schuldvoll es verlor.

Laß des Lebens Bäche fließen,
Mich umrauschen stolz und rein,
Laß mich heiter im Genießen,
Laß mich Mensch mit Menschen sein.