Ein rein Glas - Martin Opitz

Freilich, freilich ist ein Glas,
Edle Jungfrau, alles das,
Was in eurer besten Zier
Als die Sonne leuchtet für.
Schaut, wie schön die Sternen all
Leuchten aus des Himmels Saal,
Wie der Mond sein bleiches Haar
Ausgebreitet ganz und gar,
Wie die große weite Welt
Schläfrig in die Betten fällt,
Wie die Wasser stehen still,
Wie sich nichts bewegen will.
Eh der Vögel Lobgesang
Wiedertönt mit hellem Klang,
Eh der lichte Venus Stern
Sich läßt sehen weit und fern,
Eh die schöne Morgenröt
Aus dem süßen Schlaf aufsteht
Und entdecket ihren Schein,
Wird das Glas zerbrochen sein.