Das Kinderspiel - Christian Adolph Overbeck

Wir Kinder, wir schmecken
Der Freuden recht viel,
Wir schäkern und necken,
(Versteht sich, beim Spiel!)
Wir lärmen und singen
Und rennen uns um,
Und hüpfen und springen
Im Grase herum!

Warum nicht? - Zum Murren
Ist Zeit noch genug!
Wer wollte wohl knurren,
Der wär' ja nicht klug.
Wie lustig stehn dorten
Die Saat und das Gras;
Beschreiben mit Worten
kann keiner wohl das.

Ha, Brüderchen, rennet!
Ha, wälzt euch im Gras!
Noch ists uns vergönnet,
Noch kleidet uns das.
Ach! werden wir älter,
So schickt sich's nicht mehr;
So treten wir kälter
Und steifer einher.

Ei, seht doch, ihr Brüder,
Den Schmetterling da?
Wer wirft ihn uns nieder?
Doch schonet ihn ja!
Dort flattert noch einer,
Der ist wohl sein Freund?
O schlag' ihn ja keiner,
Weil jener sonst weint!

Wird dort nicht gesungen? -
Wie herrlich das klingt!
Vortrefflich, ihr Jungen!
Die Nachtigall singt.
Dort sitzt sie! Seht oben
Im Apfelbaum dort;
Wir wollen sie loben,
So fährt sie wohl fort.

Komm, Liebchen, hernieder,
Und laß dich besehn!
Wer lehrt dich die Lieder?
Du machst es recht schön!
O laß dich nicht stören,
Du Vögelchen du!
Wir alle, wir hören
Sehr gerne dir zu.

Wo ist sie geblieben?
Wir sehn sie nicht mehr!
Da flattert sie drüben!
Komm wieder! Komm her!
Vergeblich! Die Freude
Ist diesmal vorbei!
Ihr tat wer zu Leide,
Sei, was es auch sei.

Laßt Kränzchen uns winden,
Viel Blumen sind hier.
Wer Veilchen wird finden,
Empfänget dafür
Von Mutter zur Gabe
Ein Mäulchen, wohl zwei:
Juchheissa ich habe,
Ich hab' eins, juchhei!

Ach, geht sie schon unter,
Die Sonne, so früh?
Wir sind ja noch munter;
Ach, Sonne verzieh'!
Nun morgen, ihr Brüder!
Schlaft wohl! Gute Nacht!
Ja, morgen wird wieder
Gespielt und gelacht!