Abendrot - Eduard Paulus
Schon glüht das Abendrot,
Und meine Zeit beginnt,
Ich glaub' ich sei ein Kind,
Und Haß und Liebe tot.
Als Kind sah ich so gern
Zum Abendwolkenkranz,
Vielbildrig, golden ganz,
Bis aufging Stern an Stern.
Und immer heller zog
Es hin am Himmelsraum,
Glückselig Traum an Traum
An mir vorüberflog.
Mein Auge, licht und blau,
Das oft emporgesehn,
Ward längst in Drang und Wehn
Und Tränen traurig grau.
Doch glüht das Abendrot,
Wird mir so leicht, so lind,
Ich glaub' ich sei ein Kind,
Und Haß und Liebe tot.
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Leise trauert mein Gemüt,
Das der Liebe Kranz verloren;
Frühlingsblüte, bist verblüht,
Deine Kelche sind erfroren.
Ob mein Herz auch neu erglüht,
Und zu neuem Glück erkoren;
Frühlingsblüte, bist verblüht,
Deine Kelche sind erfroren.
