Frühlingsnacht - Gertrud Pfander
Ruhig und gedankenmüd
Sitz ich in der Stille,
Leise streicht um meine Stirn
Abendwindes Fülle.
Süßer, schwerer Lilienduft
Dringt zu mir betäubend,
Kirschbaums Blüten fallen sacht,
Schneeweiß mich bestäubend.
Scheuer Nachtviole Kelch,
Schwefelgelber Farbe,
Zeiget, jäh sich öffnend, mir
Seine goldne Narbe.
Wunderselig feiner Ton
Schlägt vom Hag herüber.
Kleines graues Vögelein
Singt im Frühlingsfieber.
Silbern steigt des Mondes Rad
Auf vom Waldeshange,
Daß sein bräutlich feines Licht
Stumm das All umfange.
