Der Vöglein Rat - Robert Reinick

Vöglein, lieb Vöglein,
Was treibt ihr für Faxen!
Singt, wie eu'r Schnäbelein
G'rade gewachsen,
Immer dasselbe Lied,
Und doch wird's Keiner müd.
Sagt mir in aller Welt,
Wie sich das Ding verhält!

Seht, ich Poetlein,
Ich muß mich so quälen,
Verse Tag aus, Tag ein
Tausendmal zählen;
Grübl' ich auch noch so sehr,
Suche stets Neues her:
Macht es doch wenig Spaß;
Vöglein, wie kommt denn das?

Dichterlein, Dichterlein,
Treibe nicht Faxen;
Ist nur dein Schnäblein
Zum Singen gewachsen,
Rührt sich's im Herzen dein,
Jauchz' in die Welt hinein!
Grübeln, du armer Wicht,
Tauget zum Singen nicht.