Tagesanbruch - Robert Reinick
Der Mond dort über den Wolken,
Die Sterne um ihn her,
Sie schwimmen selig durch's dunkle
Tief blaue Himmelsmeer.
Sie leuchten und sie blinken
Und spielen in kindischem Scherz,
Und jedem, der sie schauet,
Dem wird so fromm um's Herz.
Noch schlummert die laute Erde
Mit ihrem Ach und Weh,
Nur leise Schauer wehen,
Verkündend des Tages Näh'. –
Da rötet sich's im Osten,
Da flammt herauf der Tag:
Im Himmel und auf der Erde
Wird's hell und laut und wach.
Die blinkenden Sterne fliehen
Vom Tagesglanz verscheucht,
Der Mond zieht still von hinnen,
Sein mildes Licht erbleicht. – –
O meiner Jugend Träume,
Was ist geschehen mit euch?
Du meiner Jugend Liebe
Wie bist du worden so bleich!
