An ein junges Herz - Adolf von Tschabuschnigg

Wandle still den Pfad hiernieden,
Junges, kindlich frommes Herz,
Wenn auch Alles, nur den Frieden
Raub' dir nicht des Lebens Schmerz.

Ja, jetzt steh'n wir uns noch ferne,
Wo du Regenbogenglanz
Siehst und tausend lichte Sterne,
Schau' ich dunklen Wolkenkranz.

Statt der Hundertblätterrose,
Die so froh dein Auge sucht,
Seh' ich schon die blütenlose,
Schmuckberaubte Dornenfrucht.

Jener blumenreiche Hügel,
Deines Abendganges Ruh',
Deckt mit schwerem Schattenflügel
Ach! ein junges Herz, wie du.

Du bist reich, - in deinem Traume
Liegt die ganze, weite Welt,
Mir zerfloß in buntem Schaume
Vieles, was ich mir gesellt.

Sieh': ich denke, seit das Leben
Schwärmend Fühlen mich verlehrt,
Bin mir klar im Sinn' und Streben,
Und so werd' ich deiner wert.

Nimmer lieb' ich, - ach, dies Feuer
Hat das Herz mir ausgebrannt;
Und doch bist du mir so teuer,
Wie ich nie ein Herz gekannt.

Pilgre deine Wanderjahre;
Was zerflittert war nur Schein,
Vieles bleibt, - und am Altare
Der Erkenntnis werd' einst mein!