Hochzeitlied im Frühling - Andreas Tscherning
Schöner Frühling, deine Macht
Hat den Feind der bunten Auen
Wieder in die Flucht gebracht.
Daß wir jetzo schwanger schauen
Aller Erdenglieder Zier,
Schöner Frühling, kommt von dir.
O du Jahrmarkt aller Lust!
Berge, Wiesen, Tal und Felder,
Nähren sich von deiner Brust,
Die belaubten Trauerwälder
Kriegen Ohren und Gesicht,
Und der Bober eiset nicht.
Zephyrus beseelt das Land,
Das Geflügel schnäbelt wieder,
Tritt in seinen Freierstand,
Stimmet schöne Buhlerlieder,
Und bereitet für die Ruh'
Seinen Bräuten Betten zu.
Flora stickt ihr Purpurkleid
Mit den Veilchen und Narzissen,
Selbst die Götter sind erfreut.
Vieh und Wild ist ausgerissen,
Vieh und Wild, das auch jetzt sucht
Der entbrannten Liebe Frucht.
Gras und Kräuter sind verliebt,
Samt den stummen Wasserscharen.
Schaut, wie alles sich ergibt
Und in Liebe weiß zu paaren:
Steine fühlen Liebeskraft,
Denn sie halten Schwägerschaft.
Steckt im Menschen lauter Frost?
Mag ihn keine Lust nicht rühren,
Weil die süße Liebeskost
Tiere, Kräuter, Steine spüren?
Wollen wir denn härter sein,
Als ein harter Kieselstein?
Soll der Zeiten Tyrannei,
Soll der Krieg euch Kummer geben,
Ob es besser freien sei
Oder unbeweibet leben?
Kümmernis und Einsamkeit
Die verbessern keine Zeit.
Billig nehmt ihr, wertes Paar,
So der Himmel hat verbunden,
Eurer Jahre Blüte wahr,
Wechselt mit der Liebe Stunden.
Luft und Erde schreit: Glück zu!
Liebet und genießt der Ruh'!
Liebet nun, ihr Liebsten, liebt!
Pflanzet, bauet in dem Maien,
Wie er euch die Lehre gibt!
Auf den Herbst soll euch erfreuen,
Seid nur fleißig, solche Frucht,
Die man in der Wiege sucht.