Von der Kürze des Lebens - Andreas Tscherning

Wann Schnee und hartes Eis
Zu Felde Meister werden,
So liegt der Schoß der Erden
Zwar wie ein alter Greis,
Verjüngt doch bald die Glieder
Durch Kraft der Sonnen wieder.

Wann uns die Winterzeit
Der Kräfte jetzt ergreifet,
Das Haupt mit Schnee bereifet,
Dann müssen wir dies Kleid,
Je länger wir betagen,
An unserm Halse tragen.

Der Sommer weichet bald,
Der Herbst, so Trauben liebet
Und Obst zu schälen gibet,
Weiß auch von keinem Halt.
Der Maler dieser Erden
Muß auch stracks flüchtig werden.

Nur unsrer Häupter Eis
Und Schnee will nicht vergehen,
Da bleibt die Kälte stehen,
Es fehlt der Kräuter Fleiß;
Der Jugend edle Gaben
Sind alle dann vergraben.

Verläßt die Seel' ihr Haus,
O wohl, wer dann sein Leben
Geschickt kann übergeben,
Läßt hinter sich voraus
Ein gutes Lob zum Erben!
Das Andre muß verderben.