Zur Hochzeit eines Witwers - Andreas Tscherning
Ich kann nicht Glauben geben,
Daß ehlich Leben
Ein Wehstand müsse sein.
Es dünket mich,
Wer einmal von der Bürde
Befreit und ledig würde,
Der gäbe sich
Nicht wieder in die Pein.
Der auf des Vaters Wagen
Sich wollte tragen
Bis an der Sonnen Rad,
Gewiß, sollt er
Nur diesmal sein entkommen,
Er hätt' sich vorgenommen,
Die Fahrt hieher
Zu meiden nach der Tat.
Was von dem Vieh in Flüssen
Dem Netz entrissen,
Beißt selten wieder an.
Ein wildes Tier
Wird zweimal schwer gefangen.
Ein Vogel, der gehangen,
Hat nicht Begier,
Zu tun, was er getan.
Und wenn uns keine Liebe
Zum Ehstand triebe,
So ginge ja die Welt
In Kurzem ein.
Was frißt die Pest für Leute,
Das wilde Meer, und heute
Das Schwert allein!
Wer baute Stadt und Feld?
Es ist ja nicht die Weise,
Daß wir, als Mäuse,
Aus Erd' entstehn.
Wer glaubet doch,
Daß Gott die Welt wird lehren
Nach Bienenart sich mehren,
Und Menschen noch
Aus Stein' und Bäumen gehn?
Seid ihr in Witwerorden
Gesetzet worden,
Was hat sich für Verdruß,
Was für Beschwer
Indessen nicht entsponnen!
Jetzt rufet nun: Gewonnen!
Gott schicket her,
Was euch erquicken muß.
Wem Gott ein Ehweib gibet,
Die ihn recht liebet,
Ist häuslich auch zugleich,
Bringt edle Frucht,
Daran sie Freude haben
Von des Gemütes Gaben
Und guter Zucht,
Der hat ein Königreich.