Der Frühling - Wilhelm Ueltzen

Welches fröhliche Gewimmel
Weckt die schlummmernde Natur?
Welcher milde Freudenhimmel
Lacht der stolzen Blumenflur?

Welches frohe Herzensbeben,
Welchen Schwung der Phantasie
Bringt dies neue Wonneleben,
Das der junge Lenz verlieh? -

O! ich trunkner Freudenzecher,
Trinke mir Begeisterung
Aus dem übervollen Becher,
Aber keine Sättigung.

Freude, Freude, dich verkündet
Jeder Frühlingsblume Pracht!
Auch der Schwermut Sclav' empfindet
Einen Lichtstrahl deiner Macht.

Nach dem Todesschlummer streben
Keimend Saat und Gras hervor;
Ihre zarten Spitzen heben
Klee und Kräuter schon empor.

Ihre Wunder zeigt im neuen
Jugendschimmer die Natur;
Tausend Blumenkelche streuen
Wohlgerüche durch die Flur.

Einsam duftet und bescheiden
Hier das blaue Veilchen jetzt,
Wenn der Tau die grünen Weiden
Dort mit Perlentränen netzt.

Mit den kleinen Silberglöckchen
Prangt das Maienblümchen nun;
Und an buntbemalten Stöckchen
Sieht man Hyacinthen ruhn.

Welcher Maler malt die Schöne
Der Aurikelnflor hier nach?
Welcher Sänger singt die Töne
Meiner Philomele nach?

Überall ist's vor den Blicken
Meines Aug' Elysium,
Und ein seliges Entzücken
Ach! umströmt mich um und um.

Stürze ganz dich in die Fluten
Dieses Wonnemeers, mein Geist,
Und erhebe froh den Guten,
Der das alles werden heißt.

Groß und hehr ist deine Milde,
Mich umrauscht dein Schöpferruhm;
Alle diese Lustgefilde,
Vater, sind Dein Heiligtum!

Unaussprechlich, göttlich zeigen
Deine Schöpfungen sich mir,
Und wo meine Worte schweigen,
Jauchzet mein Gedanke Dir! -