Im Winter - Johanne Charlotte Unzer

Wenn aus Wald und Feldern
Lust und Anmut fliehet;
Wenn der Nordwind, rasend,
Zephyrs Balsamdüfte
Von den Fluren treibet;
Wenn die Schäferinnen
Nicht mehr um die Scheitel
Blumenkränze winden,
Und in grünen Hecken,
Wo sonst lose Schäfer
Manchen Kuß gestohlen,
Sich nicht mehr verbergen;
Wenn der mürrsche Winter
Alle Lust verjaget:
Dann kann ich im Stillen,
Wo kein Neid mich störet,
Einsam mich vergnügen,
Wenn ich Lieder dichte
Und vernünftig denke,
Wenn die treuen Freunde
Mir die Zeit verkürzen,
Und wenn Du, mein Damis,
In den Wissenschaften
Freundlich mich belehrest.
Dann kann mich kein Unglück
Gänzlich niederschlagen,
Und der rauhe Winter,
Den das Alter bücket,
Kann mich doch vergnügen.