Zur Hölle - Friedrich Theodor Vischer

Du reizend Ungeheuer,
Neig' her den schönen Leib!
Reich' mir den Kelch voll Feuer,
Du wunderbares Weib!

Willst du mich küssen, drücken,
Werd' ich mich nicht entziehn,
Spür' ich in meinem Rücken
Den Dolch auch immerhin.

Wie salzlos wär' die Liebe,
Wie matt ihr Himmelsgold,
Wenn sie aus einem Triebe
Allein bestehen sollt'!

Da ist man erst gerühret,
Das ist der rechte Spaß,
Wenn Haß die Liebe schüret
Und Liebe schürt den Haß.

In unsrem Liebesorden
Mag man das Schlichte nicht,
Da möchte man sich morden,
Wenn man sich heiß umflicht.

Sag', welches Erdgeists Laune
Hat dich so stolz gebaut?
Mir graut, indem ich staune,
Ich staune, wie mir graut.

Sag', welcher wilde Dichter
Hat dich, o Weib, erdacht?
In dir die Himmelslichter
Gemischt mit Hadesnacht?

Du winkst mir in den Wagen,
Er ist schon eingespannt,
Zwei Rappen uns wohl tragen -
Du weißt, in welches Land.

Da bin ich schon zur Stelle,
Die Geißel schwinge frei!
Nun im Galopp zur Hölle!
Hurrah, ich bin dabei!