Der steinerne Knappe - Georg Weerth

Köln, im November 1840

Was bin ich so bewegt?
Ich sah ein steinern Bild:
Ein alter deutscher Knappe,
Gelehnt auf seinen Schild. —

Er schaut vom hohen Giebel
Hinab in's lust'ge Köln,
Schaut in des Volkes Treiben
Und in des Rheines Well'n.

Doch will es mich bedünken,
Er blickt so gar nicht keck,
Und ist doch deutscher Bursche,
Ist treuer, wackrer Reck. —

Und auch das Schwert, das gute,
Entfallen ist's der Hand.
Glaubt er des Feindes Scharen
So fern dem deutschen Land?

Ich weiß nicht, — doch mich dauert
Des alten Knappen Bild;
Und schau ich's an, die Träne
Mir aus dem Auge quillt. —

Und Abends, wenn es stille
Am weiten Uferrand,
Da zieh' ich hin und biete
Ihm meine deutsche Hand.

Und sing' ich meine Lieder
Aus voller, junger Brust, —
Da mein' ich oft, im Auge
Glänzt ihm die alte Lust. —

Auch hat er, glaub' ich, neulich
Gar freundlich mir genickt.
Und mit der starken Rechte
Am alten Schwert gerückt.